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Post Partum Positivity: Die Schönheit der Mütter

Post Partum Positivity: Tina Valaker Brotke

Der weibliche Körper hat sich Wohlwollen und Anerkennung verdient – gerade in der Zeit nach einer Geburt. Da kommt die Body-Positivity-Bewegung gerade recht. Die hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, die Realität abzubilden und sie damit zu einem neuen Ideal zu erheben. Plus: Ein Aufruf zu unserer neuen „Post Partum Positivity“-Serie – Mütter erzählen, wie es ihnen mit dem Thema geht.

Ein Kind auf die Welt zu bringen, ist ein extrem körperlicher Akt. Ein Hochleistungsakt. Dennoch wird der Körper, der ihn vollbringt, nicht selten vor allem daran gemessen, ob man ihm diese Leistung ansieht oder nicht. Wobei „nicht“ in der Regel als gut gilt. Bei Müttern sorgt das wiederum vor allem für Selbstzweifel, Unsicherheit, Unwohlsein. Bereits in der Schwangerschaft werden also Kalorien gezählt, im Wochenbett auf die ärztliche Freigabe fürs Sportprogramm gewartet, und viele Schönheitschirurgen haben sogenannte „Mommy Make-overs“ im Programm – eine Kombination aus Bruststraffung, Bauchdeckenstraffung und Fettabsaugung. „Der Körper wird einfach nicht wertgeschätzt“, sagt Autorin Nunu Kaller, die sich bei der Recherche für ihr Buch „Fuck Beauty“ intensiv mit den Themen verschrobene Körperwahrnehmung und falsches Selbstbild auseinandergesetzt hat. „Dieser Körper hat gerade ein Leben produziert, es ist also völlig okay, dass er jetzt mal kurz schlaff in den Seilen hängt. Aber die Zeit wird nicht gegeben und der Körper nur als optische Schale gesehen. Dabei ist der Körper doch dazu da, dass wir überhaupt leben.“

Es birgt jedenfalls eine gewisse Ironie, dass Schwangerschaft und Geburt zweifelsfrei urweibliche Attribute sind, es aber als besonders attraktiv gilt, wenn man eben diese Weiblichkeit nicht sehen kann. Der Postpartum-Körper ist medial nicht existent – das macht es besonders unangenehm, wenn er einem plötzlich im Spiegel gegenüber steht. Genau an diesem Punkt setzt die Body-Positivity- Bewegung an. Die formiert sich über soziale Medien wie Instagram und hat sich vor allem eines vorgenommen: sich nicht zu verstecken und eben dadurch Sehgewohnheiten zu ändern. Eine von ihnen ist Tina Brotke (@tina.v.b). Vom Brotberuf Fitnesstrainerin, will sich die Norwegerin vom Konzept des perfekten „After Baby Body“ nicht unter Druck setzen lassen und postet deswegen schöne, positive, vor allem aber ehrliche Bilder von sich und ihrer persönlichen Postpartum-Reise – und die hat eben auch mit Windeln für Erwachsene, Augenringen und überschüssiger Haut zu tun.

Anerkennung statt Zweifel.

Sich nicht unter Druck zu setzen – das ist natürlich nicht immer so einfach, und auch Brotke schlagen Restbauch und Dehnungsstreifen zwischendurch mal aufs Gemüt. „Dabei sollten sie mich stolz machen“, sagt sie. „In einer Welt, in der alles und jeder immer perfekt sein muss und das eben auch für den Post-Baby-Körper gilt, ist das aber gar nicht so leicht.“ Es geht vor allem um Wertschätzung, um eine wohl- wollende Haltung sich selbst gegenüber. Die ist es nämlich, die aus sogenannten Makeln ganz plötzlich Zeugen macht. Zeugen dessen, was der Körper eigentlich leisten kann. „Das Mutterwerden, Muttersein verlangt dem Körper Enormes ab. Die körperlichen Herausforderungen, Hormo- nachterbahnfahrten und schla osen Nächte haben viel verändert. Ich schätze meinen Körper aber als einen an der Mutterschaft gereiften, der mich immer wieder mit seinem Kraftpotenzial überrascht“, erzählt etwa die Wienerin Didi Resch, die sich als Yogalehrerin auch berufsbedingt mit der körperlichen Rückbildung nach der Geburt beschäftigt hat.

Erholsamer Perspektivenwechsel.

Denn die Veränderungen anzunehmen, bedeutet keineswegs, den Körper nicht bei seiner Rückbildung zu unterstützten. Im Gegenteil: Begegnet man ihm wohlwollend, will man ihm automatisch auch Gutes tun, ihn stärken und bewegen. Oder, wie Resch sagt: „Hört auf eure Bedürf- nisse und handelt danach. Will euer Körper sich gerade strecken, dann streckt euch. Gönnt euch ein Bier, wenn ihr darauf Lust habt, und macht euch nicht vor eurer Cellulite an!“ Auch der Versuch eines Perspektivenwechsels kann heilsam sein, und zwar in jene der Kinder. Davon erzählt etwa die zweifache Mutter Verena Langner, wenn sie sagt: „Was die Körperwahrnehmung für mich positiv verändert hat, ist, dass meine Kinder mir das Gefühl geben genau richtig zu sein, so wie ich bin. Durch ihre Liebe und ihren Umgang mit meinem Körper, wie sie ihn anfassen, anschauen – einfach ohne zu werten.“

Dieser Text erschien zuerst im hello familiii-MagazinDas Foto zur Geschichte kommt von Tina V. Brotke. Auf Instagram teilt @tina.v.b ihre persönliche Post-Partum-Geschichte.

 

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